Geschäftsentwicklung im Jahr 2016

Volksbanken und Raiffeisenbanken 2016 trotz widriger Umstände gut behauptet

Die Vorstände der Volksbanken Raiffeisenbanken in Rottal-Inn präsentieren die Entwicklung des zurückliegenden Geschäftsjahres, v. l. die Direktoren Alois Zisler, Martin Salzberger, Wilfried Pex, Albert Griebl, Claudius Seidl, Stefan Sendlinger, Christian Forstner und Alfred Schoßböck.

Pfarrkirchen. Die zwei im Landkreis beheimateten Kreditgenossenschaften, die Raiffeisenbank Arnstorf eG und die VR-Bank Rottal-Inn eG können auf ein insgesamt sehr erfolgreiches Geschäftsjahr 2016 zurückblicken. Während sich die anwesenden Direktoren mit den 2016 erzielten Wachstumsraten sehr zufrieden zeigten, erhielt der erzielte Jahresüberschuss dagegen lediglich das Prädikat „gut“. Dass es trotz herausragendem Wachstum gerade einmal gelungen ist, an den Jahresüberschuss des Vorjahres annähernd anzuknüpfen, liegt an den ungünstigen Rahmenbedingungen. „Wir müssen in den Kerngeschäftsfeldern jährlich zwischen 7 und 8 % wachsen, um in absoluten Zahlen an die Ergebnisse des Vorjahres anzuknüpfen“, so der Vorsitzende des Kreisverbandes, Direktor Claudius Seidl. Die Ausgangsbasis, um dieses Wachstum zu erzielen, werde dabei natürlich jährlich höher und damit eine entsprechende Zielerreichung immer anspruchsvoller.

 

Die rd. 110.000 Kunden, wovon rd. 47.000 gleichzeitig Mitglied der Genossenschaften sind, bieten den beiden Banken jedoch eine breite Basis für eine weitere erfolgreiche Entwicklung. „Wir Kreditgenossenschaften genießen bei unseren Kunden großes Vertrauen. Dies liegt daran, dass wir unabhängig von den jeweiligen Rahmenbedingungen unsere genossenschaftlichen Werte, die da heißen: Partnerschaft, Nachhaltigkeit, Berechenbarkeit, Kompetenz und Kundennähe, hochhalten. Wir sind Banken aus der Region für die Region, wir sind hier zuhause, wir zahlen hier unsere Steuern, wir beschäftigen unsere Mitarbeiter in der Region und vergeben unsere Aufträge in der Region“, so unisono die anwesenden Direktoren. So waren zum 31.12.2016  696 Mitarbeiter/innen beschäftigt. Aus diesen Beschäftigungsverhältnissen resultierte ein Personalaufwand von rd. 37 Mio. EUR und eine abzuführende Lohnsteuer von rd. 6,2 Mio. EUR. 46 junge Menschen waren zum Jahresultimo als Auszubildende bei beiden Banken angestellt. Gerade vor dem Hintergrund des in allen Branchen mittlerweile angekommenen Fachkräftemangels werde man die Ausbildungsquote auch künftig hochhalten und so versuchen, intern frei werdende Stellen aus dem eigenen Nachwuchs zu besetzen. „Der Stallgeruch ist heute wichtiger denn je, denn wir Genossenschaften ticken einfach anders als andere Banken. Uns kommt es nicht auf den schnellen Erfolg, sondern auf die nachhaltige Zusammenarbeit mit unseren Kunden an“, so Direktor Seidl. Dies müsse man auch den jungen Menschen vermitteln und sie auf die Themen Kundenorientierung und nachhaltigen Dienst am Kunden einschwören.

 

Die Bilanzsumme beider Banken konnte insgesamt um 9,2 % auf 2.998 Mio. EUR gesteigert werden, herausragende Wachstumszahlen, an die anzuknüpfen im laufenden Geschäftsjahr nur schwer möglich sein wird.  Der größte Wachstumstreiber war dabei das Kreditgeschäft mit den eigenen Mitgliedern und Kunden, welches um 9 % gesteigert werden konnte. Mit 7,9 % expandierten die Kreditzusagen an private Haushalte auf insgesamt 876 Mio. EUR, wovon der Wohnungsbau mit 10,4 % am stärksten zulegte. Das extrem niedrige Zinsniveau, die allgemeine Unsicherheit bezüglich des Euros und der weiterlaufende Preisauftrieb der Sachwerte, hier insbesondere der Immobilien, werden diesen Bereich weiter positiv unterstützen. Derzeit sehen die Verantwortlichen beider Kreditgenossenschaften noch keine Immobilienblase, jedoch verweisen sie darauf, dass die Luft mehr oder weniger täglich dünner wird. Man solle sich beim Immobilienkauf stets von Spezialisten beraten lassen und dem Anleger müsse klar sein, dass der ständige Preisauftrieb sich auch einmal umkehren kann und zweifelsohne auch einmal umkehren werde. Anders ist das Thema für die große Zahl der Eigennutzer, welche die derzeitige Situation ausnutzen, um so zu den eigenen vier Wänden zu kommen. Eine Entwicklung, die gesellschaftspolitisch auch sehr begrüßenswert wäre, da statistisch gesehen relativ wenig Deutsche in den eigenen vier Wänden wohnen.

Auch mit der Entwicklung des gewerblichen Kreditgeschäftes zeigen sich die Banken sehr zufrieden. So expandierten die Ausleihungen an Unternehmen um 9,7 % und beliefen sich zum Jahresende auf 1.443 Mio. EUR. „Im gewerblichen Kreditgeschäft sind wir ein nicht wegzudenkender Partner“, so Seidl. „Die Unternehmen haben gelernt, dass Banken durchaus sehr schnell ihre Strategie wechseln können. So haben sich die Großbanken aus diesem Geschäft nahezu zurückgezogen und versuchen jetzt, mit Kampfkonditionen wieder in diesen Markt einzutreten. Unsere Kunden haben jedoch ein gutes Gedächtnis, schätzen Verlässlichkeit und wissen die Partnerschaft zu ihrer Hausbank mittlerweile höher einzuschätzen als gegebenenfalls eine von der Konkurrenz herausgelegte Lockangebot“, so Seidl.

 

Zum Jahresende hatten beide Banken 4.340 Programmdarlehen mit einem ausmachenden Volumen von 308 Mio. EUR herausgelegt. Hierbei handelt es sich um Darlehen der Landesanstalt für Aufbaufinanzierung, der Kreditanstalt für Wiederaufbau und der Landwirtschaftlichen Rentenbank, welche zu äußerst günstigen Konditionen herausgegeben werden. „Obwohl dieses Geschäft unter Ertragsgesichtspunkten für die Banken wenig attraktiv ist, wird es von uns vor dem Hintergrund betrieben, für den Kunden stets die beste Struktur seiner Finanzierung bereitzustellen. Dies verstehe man z.B. konkret unter Nachhaltigkeit und Partnerschaft im Geschäftsfeld Finanzierung“, so der Kreisverbandsvorsitzende.

Zum Jahresultimo unterhielten die Kunden beider Institute Einlagen in Höhe von 2.089 Mio. EUR. Dies entspricht einem Wachstum von 6,8 % und unterstreicht mehr als jede andere Zahl das große Vertrauen in die Seriosität und Solidität der Kreditgenossenschaften. Die Direktoren verwiesen aufgrund der Niedrigzinsphase auf die herausfordernden Zeiten für Einleger. Mit der Niedrigzinspolitik der EZB sei es immer schwieriger, die richtige Balance zwischen Sicherheit, Liquidität und Rendite zu finden. Immer wieder könnten Unternehmen, die am sogenannten „grauen Kapitalmarkt“ agieren, entsprechende Gelder einsammeln. Jedem Einleger müsse klar sein, dass die beiden Pole Chance und Risiko Geschwister seien. Wer in der heutigen Zeit hohe Renditen verspreche, müsse auch klar auf den Tisch legen, dass damit entsprechend hohe Risiken verbunden seien. „Eine Beratung ist dann besonders wichtig. Unsere Experten beraten gerne und unabhängig zu allen Themen rund um die Geldanlage und Vermögensbildung“, so Seidl.

 

Auch mit den Geschäftsfeldern Fondsvertrieb für die zum genossenschaftlichen Verbund zählende Union Invest sowie Versicherungen (Partner Allianz und R+V) zeigen sich die Banken sehr zufrieden. Einzig und allein in der Vermittlung von Bausparverträgen konnte aufgrund des mehr als schwierigen Marktumfeldes für Bausparkassen nicht an die Erfolgszahlen vergangener Jahre angeknüpft werden.

 

Die heimischen Kommunen dürfen sich auch wieder über eine entsprechende Gewerbesteuerzahlung in Höhe von rd. 4,0 Mio. EUR freuen. Darüber hinaus haben beide Banken im abgelaufenen Geschäftsjahr mit Spenden in Höhe von 709.000 EUR die Region unterstützt. Als herausragend ist dabei das Engagement der VR-Bank Rottal-Inn eG zu nennen, welche die durch die furchtbare Hochwasserkatastrophe vom 01.06.2016 geschädigten Gemeinden mit insgesamt 500.000 EUR unterstützt hat. Darüber hinaus konnte der Kreisverbandsvorsitzende durch seine Funktion als niederbayerischer Bezirksverbandspräsident weitere 135.000 EUR an Spendenaufkommen von den niederbayerischen Kollegen generieren. Damit haben die Kreditgenossenschaften mehr als deutlich gemacht, dass sie zu ihrer sozialen Verantwortung in der Region stehen und diese auch wahrnehmen.

 

Voraussetzung, diese Verantwortung leben zu können, sind gute wirtschaftliche Ergebnisse. Sowohl die Raiffeisenbank Arnstorf eG als auch die VR-Bank Rottal-Inn eG sind sich sicher, diese auch in der Zukunft erzielen zu können. Dies bedeute jedoch, sich auf bestimmte Entwicklungen rechtzeitig einzustellen und zu agieren und keine nur reaktiv ausgerichtete Geschäftspolitik zu betreiben. Die großen Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft sind die Bereiche Regulatorik, Niedrigzinsphase und Digitalisierung. Gerade im Wahljahr 2017 hoffen beide Banken darauf, dass im Rahmen der sogenannten Small-Banking-Box-Initiative endlich Erleichterungen für kleinere und regional tätige Banken geschaffen werden. „Die Niedrigzinsphase wird uns alle sicher noch die nächsten 3 – 5 Jahre begleiten“, so die Direktoren. Durch diese Phase müsse man gut hindurchkommen, Schluss müsse dabei mit der Quersubventionierung einzelner Bankleistungen aus anderen Töpfen sein. Verursachungsgerechte Bepreisung der Bankdienstleistungen sei das Gebot der Stunde. Offen ist im Bankbereich sowie in sehr vielen anderen Bereichen, was die Digitalisierung mit unserer Gesellschaft tatsächlich macht. „Ich weiß nur eines, ohne den Fachhändler in unseren Städten und Gemeinden, ohne die vielen kleinen liebenswürdigen Geschäfte und ohne regionale Banken ist unsere Welt ärmer“, so Direktor Seidl. Er verwies auch darauf, dass die Kunden selbst über die Wirtschaftsstruktur vor Ort entscheiden, denn das Kundenverhalten bestimme letztendlich die Angebotsstruktur. Dies gelte für den Fachhandel genauso wie für Banken. Es ist deshalb kein Geheimnis, dass auch die Genossenschaftsbanken das bestehende Filialnetz die nächste Zeit einer kritischen Überprüfung und Umorganisation unterziehen müssen.