Geschäftsentwicklung im Jahr 2017

Die Genossenschaftsbanken im Landkreis sind auf Kurs und werden es, trotz rauer See, auch bleiben

Die Vorstände der Volksbanken Raiffeisenbanken in Rottal-Inn präsentieren die Entwicklung des zurückliegenden Geschäftsjahres, v. l. die Direktoren Christian Forstner, Alois Zisler, Martin Salzberger, Albert Griebl, Alfred Schoßböck und Stefan Sendlinger.

Pfarrkirchen. Die zwei im Landkreis beheimateten Kreditgenossenschaften, die Raiffeisenbank Arnstorf eG und die VR-Bank Rottal-Inn eG genießen in der Bevölkerung, bei Privatkunden und dem Mittelstand unserer Region großes Vertrauen. „Das zeige sich an der erfolgreichen Geschäftsentwicklung“, so der Kreisverbandsvorsitzende Dir. Albert Griebl. Es ist uns gelungen, die ohnehin schon sehr hohen Marktanteile nicht nur zu halten, sondern weiter auszubauen.

Wir begegnen den Herausforderungen sportlich, viele Maßnahmen, die wir schon vor längerer Zeit eingeleitet haben, greifen nun und haben uns ein solides Ergebnis beschert. Wir konnten den betriebswirtschaftlichen Druck bisher gut kompensieren. Darauf bauen wir auf und arbeiten weiter daran, die Effizienz zu steigern und die Kosten zu senken. Bei Regionalbanken hängt das Betriebsergebnis vor allem vom Zinsgeschäft ab. Deshalb ist die Abschaffung der Zinsen für die Genossenschaftsbanken ebenso nachteilig wie für Kunden.

Wir haben trotz unverändert ambitionierter Rahmenbedingungen ein Ergebnis erzielt, mit dem wir zufrieden sein können. Unsere führende Position am Markt haben wir zudem gefestigt. Vor dem Hintergrund prognostizierter Gewinneinbrüche und einer zu erwartenden „Durststrecke“ für die regionalen Banken in den kommenden Jahren, sind die soliden Geschäftsergebnisse der Genossenschaftsbanken im Landkreis besonders erfreulich, denn sie tragen dazu bei, die anstehenden Herausforderungen zu meistern. Derzeit ist nicht abzusehen, wie lange die Niedrigzinsphase

noch andauert und welche Regulierungsanforderungen noch auf uns zukommen.

Wir stehen vor einem Jahrzehnt der Konsolidierung und Veränderung in der Finanzwirtschaft.

Das Geschäftsjahr 2017 bewegte sich im Spannungsfeld einer positiven wirtschaftlichen Stimmung und dem außerordentlichen expansiven geldpolitischen Kurs der EZB, begleitet von stetig zunehmenden aufsichtsrechtlichen Anforderungen und der fortschreitenden Digitalisierung.

„Dass die beiden Banken kerngesund sind, liegt daran, dass sie gut und solide gewirtschaftet haben“, so Dir. Albert Griebl.

Nah dran – an Menschen und digitalen Trends

„Die Genossenschaftsbanken im Landkreis stellen sich diesen Herausforderungen und gestaltet den Wandel aktiv mit“, führt Dir. Albert Griebl, Kreisverbandsvorsitzender aus. Unsere Stärke ist die Nähe, die wir zu unseren Mitgliedern und Kunden haben. Gleichzeitig sind wir nah am Puls und den Trends der Zeit. In Workshops und Seminaren bringen sich unsere MitarbeiterInnen auf den neuesten Stand in Sachen „Digitale Welt“. Denn wir verstehen uns als ständig lernendes System im Dienste des Kunden. Mit dem auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Geschäftsmodell, einem klaren Bekenntnis zur persönlichen ganzheitlichen Beratung und gezielten Investitionen in digitale Angebote und Services ist es den beiden Banken 2017 gelungen, weiterhin ein attraktiver Partner für ihre Kunden zu sein.

Die Digitalisierung führt dazu, dass alle Vertriebswege konsequent auf die Bedürfnisse der Kunden angepasst werden. Schon heute kommt ein Kunde rein statistisch nur noch einmal pro Jahr in die Geschäftsstelle zu einer Beratung, nutzt aber mehrmals wöchentlich den Onlinezugang. Die beiden Genossenschaftsbanken stellen sich diesem Trend konsequent und bietet hochwertige digitale Zugangswege. Gleichzeitig erwarten die Kunden aber in den Geschäftsstellen hochwertige Beratungsleistung von bestens ausgebildeten Mitarbeitern. Diesem erhöhten Beratungsbedarf muss das Geschäftsstellennetz entsprechen und wird damit auch aufgewertet. Es ist kein Widerspruch, einen persönlichen Ansprechpartner zu haben und trotzdem seine Alltagsgeschäfte per Handy abzuwickeln.

Der persönliche Kontakt wird auch zukünftig seine zentrale Rolle behalten.

Erhebliche Veränderungen werden sich beim Thema Zahlungsverkehr ergeben: Bereits heute sind fast alle Girokarten mit einem NFC-Chip ausgestattet, der ein bequemes, mobiles Bezahlen ohne PIN Eingabe oder Unterschrift ermöglicht. Im nächsten Schritt wird es möglich sein, die Girocard virtuell auf das Handy zu übertragen, d. h. der Kunde kann entscheiden, ob er beim mobilen Bezahlen die Karte oder das Handy benutzt.

Partner des Mittelstands

Als moderne und innovativ ausgerichtete Institute mit großer Nähe zum Mittelstand haben die Genossenschaftsbanken die Unternehmen in der Region auch im Berichtsjahr mit ganzheitlichen Finanz-, Vorsorge- und Absicherungslösungen unterstützt. Dabei waren neben dem Betrieb selbst auch immer die Belange des Unternehmers und seiner Familie im Blick. Nach wie vor unterstützen eigens ausgebildete Zahlungsverkehrsberater unsere Firmenkunden bei Fragen rund um die Digitalisierung wie Online-Shops, Implementierung von Zahlungsverkehrsprogrammen im Online-Banking, Einführung von Bezahlmodulen wie paydirekt und vieles mehr.

Rund 231.000 Euro für die Region

Das Miteinander in der Region stärken und soziale Projekte aktiv unterstützen – das gehört seit jeher zum Selbstverständnis der Genossenschaftsbanken im Landkreis. So unterstützten sie auch 2017 viele soziale, kulturelle und sportliche Projekte vor Ort.

Deutliches Plus im Kreditgeschäft

Angesichts anhaltend niedriger Zinsen und der guten Arbeitsmarktsituation im Jahr 2017 war auch bei den Kunden die Konsum- und Investitionsbereitschaft hoch. Die Institute unterstützten ihre Kunden mit attraktiven Finanzierungslösungen beim Erreichen ihrer Ziele und konnten auf diese Weise im Bereich der bilanziellen Kundenkredite eine Steigerung von 262,5 Mio. Euro auf 2.583 Mio. Euro verzeichnen. Dabei hat sich unter anderem die anhaltend hohe Nachfrage nach Immobilienkrediten zu Bau-, Kauf- und Modernisierungszwecken positiv ausgewirkt. Im Privatkundenkreditgeschäft wurde ein Zuwachs von 10,6 % und damit ein absoluter Spitzenwert erreicht.

Das extrem niedrige Zinsniveau, die allgemeine Unsicherheit bezüglich des Euros, sowie die politische Großwetterlage führen zu einem anhaltenden Preisauftrieb bei den Sachwerten. Derzeit sehen die Verantwortlichen beider Häuser noch keine allgemeine Immobilienblase, jedoch punktuelle Überhitzungen. Es muss jedem Anleger klar sein, dass der ständige Preisauftrieb sich auch einmal umkehren kann und sich zweifelsohne auch einmal umkehren wird.

Wegen des begrenzten Angebots an Grundstücken und Objekten sowie der guten Auslastung des Baugewerbes haben auch im Geschäftsgebiet die Kaufpreise für Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Eigentumswohnungen weiter angezogen. Damit es gerade auch für Familien mit mittleren Einkommen möglich bleibt, sich den Traum von den eigenen vier Wänden zu verwirklichen, begrüßen wir die im Koalitionsvertrag vorgesehenen staatlichen Förderungen wie Baukindergeld und Verbesserungen bei der Wohnungsbauprämie.

Auch mit der Entwicklung des gewerblichen Kreditgeschäftes zeigen sich die Banken zufrieden. So entwickelte sich das Kreditvolumen, mit dem die Institute ihre Firmenkunden bei Investitionen unterstützten in 2017 mit einem Plus von 11,7%.

Partner bei öffentlichen Darlehen und Existenzgründungen

Auch 2017 waren Förderdarlehen sehr gefragt. Der Gesamtbestand liegt bei 4.215 Programmdarlehen mit einem Volumen von 319,3 Mio. Euro. Hierbei handelt es sich um Darlehen der Landesanstalt für Aufbaufinanzierung, der Kreditanstalt für Wiederaufbau und der Landwirtschaftlichen Rentenbank, welche zu äußerst günstigen Konditionen herausgegeben werden.

Kundenanlagevolumen steigt

Bei der Wahl der richtigen Anlageform haben uns Mitglieder und Kunden auch 2017 ihr Vertrauen geschenkt, so dass das gesamt betreute Kundenanlagevolumen um 206,3 Mio. Euro oder 9,9% auf 2 Milliarden 295 Millionen Euro anstieg - trotz anhaltender Niedrigzinsphase. „Das ist ein großer Vertrauensbeweis unserer Kunden“, wertet Dir. Albert Griebl diese Entwicklung. Von den angelegten privaten Kundengeldern entfiel der größte Anteil auf kurzfristige Einlagen. Die Kunden möchten sich ihre Flexibilität erhalten, um im Fall einer Zinswende oder anderen Investitionsmöglichkeiten rasch umzuschichten.

Mit Blick auf die Einlagen bereitet uns die sog. „Realzinsfalle“ Sorgen, die einen Werteverlust für Sparer bei anhaltend niedrigen Zinsen und anziehender Inflation mit sich bringt. Wir empfehlen deshalb unseren Kunden schon seit längerem alternative Anlagemöglichkeiten, die mit einer höheren Rendite aufwarten können. Eine ausgewogene Vermögensstrategie ist hier gefragt.

Sicherheit und Vertrauen sind die wichtigsten Argumente der Kunden, ihr Geld bei uns anzulegen.

Sparen kommt nicht aus der Mode. Es ist die Art wie man spart, die sich ändert. Im Sinne einer zukunftssicheren Anlagestrategie sollten sich sicherheitsorientiertes Sparverhalten und ein dem individuellen Risikoprofil angepasstes langfristig renditeorientiertes Anlageverhalten ergänzen. Wertpapiere, seien es Aktien oder Fonds, bieten dem langfristig orientierten Anleger Chancen auf eine höhere Rendite. Im Rahmen eines langfristigen Anlagehorizonts werden auch Schwankungen an den Aktienmärkten ausgeglichen. Regelmäßiges Wertpapiersparen ist bereits mit überschaubaren Monatsraten ab 25 Euro möglich.

„Die sorgfältige Planung des Vermögensaufbaus ist in Zeiten des anhaltenden Zinstiefs wichtiger denn je“, so der Kreisverbandsvorsitzende.

Arbeitgeber und Ausbilder

Im persönlichen Kontakt sind unsere 706 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unsere wichtigste Verbindung zum Kunden. Unseren Erfolg verdanken wir der guten und vertrauensvollen Tätigkeit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Mit 45 Auszubildenden sind wir der größte Ausbilder im Bankenbereich in der Region. Gerade vor dem Hintergrund des in allen Branchen angekommenen Fachkräftemangels werden wir die Ausbildungsquote weiterhin hochhalten und so die frei werdenden Stellen aus dem eigenen Nachwuchs besetzen.

Wir sind in unserer Heimat zu Hause, das heißt für uns, hier leben wir, hier arbeiten wir und hier zahlen wir unsere Steuern und das nachhaltig. Aus unseren Beschäftigungsverhältnissen resultiert ein Personalaufwand von 38 Mio. Euro und einer abzuführenden Lohnsteuer von 6 Mio. Euro. Die heimischen Kommunen dürfen sich wieder über eine entsprechende Gewerbesteuerzahlung in Höhe von 3,82 Mio. Euro freuen.

Ein Blick auf die Regulierung der Finanzmärkte

Damit wir als Regionalbanken weiterhin erfolgreich für die Region wirken können, müssen die aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen den Erfordernissen regionaler Kreditinstitute mit einem risikoarmen Geschäftsmodell gerecht werden. Nach einem Jahrzehnt Finanzmarktkrise erlebt die Regulierung derzeit einen Höhepunkt. Deren Umsetzungsanforderungen sind zu einer enormen Belastung gerade für regionale Kreditinstitute geworden. Die eigentlich im Sinne des Verbraucherschutzes getroffenen Regulierungsmaßnahmen stoßen auch bei Kunden zunehmend auf Unverständnis, auch wenn wir sie so wenig wie möglich von der zunehmenden Bürokratie spüren lassen wollen.

Optimistisch stimmt, dass derzeit die Einführung einer Small and Simple Banking Box in die Diskussion Einlass gefunden hat. Auch die Koalitionäre haben ein deutliches Bekenntnis zu einer proportionalen und angemessenen Regulierung von Finanzinstituten abgegeben. Regulatorische Anforderungen sollen sich demnach künftig am Umfang und an der Komplexität eines Instituts orientieren und Vereinfachungen und Ausnahmen für kleine und mittlere Institute zulassen. Dies würde zu spürbaren Erleichterungen für regionale Kreditinstitute führen.

Das umfassende regulatorische Rahmenwerk für Wertpapiergeschäfte in Europa MiFID II (Markets in Financial Instruments Directive), dessen Regeln seit diesem Jahr umgesetzt werden müssen, hat uns sehr belastet. Das Regelwerk hat sich Anlegerschutz und mehr Transparenz in den Märkten zum Ziel gesetzt. Auf die erweiterten Dokumentationspflichten, etwa eine verpflichtende Aufzeichnung und Archivierung von telefonischen Beratungsgesprächen oder die Aushändigung von umfangreichen Unterlagen vor einem Kundenauftrag, reagieren die Kunden jedoch überwiegend mit Unverständnis.

Klare Absage an die sogenannte „Bankenunion“

Wir sehen diese sehr kritisch und lehnen sie kategorisch ab. Im Kern soll es darum gehen, dass neben den nationalen Sicherungssystemen zum Schutz der Sparer nun eine europaweite Haftung der Kreditinstitute – und damit auch der Genossenschaftsbanken – für Ausfälle bei europäischen Banken aufgebaut wird. Zwar soll es sich zunächst nur um Kreditgewährungen der Sicherungsfonds untereinander handeln, aber wir kennen aus der jüngsten EU-Geschichte, welches Schicksal ausgereichte Kredite nehmen können. Es wäre nichts anderes, als die Probleme und Risiken der südeuropäischen Nachbarn auf uns abzuwälzen.

Das Problem liege aber primär im System begründet:

Wer haftet und bezahlt, muss auch die Steuerung und Überwachung in der Hand haben.

Und das ist bei dem aktuellen Vorschlag nicht der Fall. Deshalb wäre es völlig falsch, dem politischen Druck der EU-Institutionen nachzugeben. Hier würde sich der Konstruktionsfehler bei der Währungsunion wiederholen. Es besteht bereits eine Bankenunion, nämlich bei der Aufsicht von Banken. Wichtig ist es, den hohen Anteil ausfallgefährdeter Kredite in diesen Ländern nachhaltig zu senken.

Wir brauchen keine Banken-Transferunion.

2018 steht für Genossenschaftsbanken ein besonderes Jubiläum an

Gefeiert wird der 200. Geburtstag von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, des „Vaters der Genossenschaftsidee“. Eine Idee, die vor zwei Jahren von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit ausgerufen wurde.