VR-Banken meistern die Coronakrise

Die Volks- und Raiffeisenbanken im Landkreis erweisen sich als starker Partner auch in schwierigen Zeiten – erfreuliche Bilanz für 2020

Pfarrkirchen. Die zwei im Landkreis beheimateten Kreditgenossenschaften, die Raiffeisenbank Arnstorf eG und die VR-Bank Rottal-Inn eG kommen bisher gut durch die Pandemie – sie erwarten auch für 2021 keinen Worst Case.

Bilanzpressekonferenz zur Entwicklung der im Kreisverband organisierten Volksbanken und Raiffeisenbanken im Landkreis Rottal-Inn für das Geschäftsjahr 2020

Wir gehen davon aus, dass voraussichtlich ab Mai die überschuldeten Unternehmen Insolvenz beantragen müssen. Es kann durchaus sein, dass zahlreiche Betriebe aufgeben müssen. Die viel heraufbeschworene Insolvenzwelle ist bisher jedoch nicht erkennbar. Die Unternehmer in der Region leisten Enormes unter hohem persönlichem Einsatz. Bislang ist die Risikosituation absolut unauffällig, es gibt keine coronabedingten Wertberichtigungen.

„Wir sind stolz, dass wir trotz der schwierigen Großwetterlage so gut durch das Jahr 2020 gekommen sind“, so der Kreisverbandsvorsitzende Dir. Albert Griebl.

„Die guten Wachstumszahlen zeigen, dass es uns offensichtlich gut gelungen ist, mit unserer regionalen Nähe und unserem Leistungsangebot das Vertrauen der Kunden zu gewinnen“, betont Griebl.

„Die guten Zahlen des Jahres 2020 dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir insbesondere aufgrund der Politik der EZB weiterhin vor riesigen Herausforderungen stehen. Jedes Jahr verspüren wir einen Aderlass im Zinsergebnis, den wir auf Dauer wohl nicht vollständig ausgleichen können.

„Nur dank weiterhin gutem Geschäftswachstums und der Kraftanstrengungen bei den Kosten konnte das Ergebnis des Vorjahres gehal-ten werden“, erläutert Albert Griebl.

Die Volks- und Raiffeisenbanken sind sowohl sozial als auch regional wegweisend

Hohes soziales Engagement ist für die beiden Genossenschaftsbanken Auftrag und Verpflichtung zugleich. Gerade während der Pandemie haben die beiden Banken gezeigt, dass sie tatsächlich Partner der Region sind. 232.000,00 Euro an Spenden und Sponsoring wurden an viele Institutionen und Vereine vor Ort ausbezahlt. Auch wenn im letzten Jahr viele Projekte der Vereine nicht umsetzbar waren, haben wir als verlässlicher Partner unsere Zuwendungen nicht gekürzt.

Eine besondere Spendenaktion brachte der Kreisverband mit dem Crowdfunding-Projekt "Weiße Engel" auf den Weg. Im Zuge der Corona-Krise sammelten die Raiffeisenbank Arnstorf eG und die VR-Bank Rottal-Inn eG Spenden für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheits- und Pflegebereich, die während der Pandemie Außergewöhnliches leisten. Am Ende standen 25.000,00 Euro zu Buche. Dass der Kreisverband damit den richtigen Nerv getroffen hat, zeigte die Vielzahl an Dankesschreiben der bedachten Einrichtungen und Danke-Posts auf Facebook und Instagram.

Auch Nachhaltigkeit und generell das Thema Umweltbewusstsein sind wichtig für die beiden Genossenschaftsbanken. „Wir achten auf einen schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen“, betont Albert Griebl. Dies erreichen wir auch durch eigene Photovoltaikanlagen, ein Blockheizkraftwerk, Hackschnitzelheizungen und immer öfter werden auch Verbrenner zu Gunsten von E-Autos getauscht. Für unsere Kunden sind wir auch bei „nachhaltigen Investments“ ein Experte mit hoher Kompetenz.

Deutliches Plus im Kreditgeschäft

Angesichts anhaltend niedriger Zinsen war bei den Kunden die Investitionsbereitschaft im Immobilienbereich weiterhin hoch. Die Baubranche zeigt sich deshalb – im Gegensatz zu anderen Branchen - von der Krise unbeeindruckt. Die ausgereichten Kundenkredite stiegen um 215 Mio. Euro (+ 6,8 %) auf 3.397 Mio. Euro.

Das extrem niedrige Zinsniveau sowie die allgemeine Unsicherheit führen zu einem anhaltenden Preisauftrieb bei den Sachwerten. Derzeit sehen die Verantwortlichen beider Häuser noch keine allgemeine Immobilienblase, jedoch punktuelle Überhitzungen.

Weiterhin stark blieb das Kreditgeschäft mit Firmenkunden. Das Volumen an Unternehmensdarlehen legte um 7,4 % zu und belief sich auf 2.042 Mio. Euro.

Im Zuge der Bekämpfung der Corona-Folgen vergaben die Banken - neben zahlreichen Tilgungsaussetzungen und Mitteln aus dem eigenen Kreditbuch - im vergangenen Jahr 121 Förderkredite im Volumen von mehr als 48 Mio. Euro. „Wir stehen seit Beginn der Krise an der Seite unserer Kunden und sichern deren Liquidität“, so Griebl. Die regionalen Genossenschaftsbanken haben in der Krise einmal mehr die Stärke des Hausbankenmodells bewiesen. Unser Engagement und unsere Schnelligkeit zeigen sich gerade im direkten Vergleich mit der stockenden Auszahlung der staatlichen Hilfszahlungen.

Kundenanlagevolumen mit deutlichem Wachstum

Bei der Wahl der richtigen Anlageform haben uns Mitglieder und Kunden auch 2020 ihr Vertrauen geschenkt, so dass das gesamt betreute Kundenanlagevolumen um 340 Mio. Euro oder 8,4 % auf 4.402 Mio. Euro anstieg - trotz anhaltender Niedrigzinsphase. „Grund für diese Zunahme dürften die anhaltenden Zweifel an der Coronabewältigung sowie die eingeschränkten Konsummöglichkeiten sein“, wertet Dir. Albert Griebl diese Entwicklung.

Sicherheit und Vertrauen sind die wichtigsten Argumente der Kunden, ihr Geld bei uns anzulegen. „Die sorgfältige Planung des Vermögensaufbaus ist in Zeiten des anhaltenden Zinstiefs wichtiger denn je“, so der Kreisverbandsvorsitzende. Viele Banken haben bereits ab 100.000,00 Euro Negativzinsen für ihre Kunden eingeführt. Wir halten – für unsere Kunden - so lange es noch geht dagegen. Aber auch wir sind irgendwann dazu gezwungen, die seit Jahren andauernde Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank an unsere Kunden weiterzugeben.

Mit über 20.000 qualifizierten Beratungsgesprächen im vergangenen Jahr haben wir unseren Kunden einen besonderen Mehrwert in allen Finanzangelegenheiten erwiesen.

Die beiden Genossenschaftsbanken sind auch ein starker Partner bei Käufern und Verkäufern von Immobilien – es wurden 187 Objekte mit einem Wert von 42 Mio. Euro vermittelt.

Nah dran – digitale Trends

Mit der Coronakrise erhöht sich das Zahlungsverhalten unserer Kunden zugunsten der elektronischen Zahlungen mit Karte oder Handy massiv. Im Gegenzug sind die Verfügungen an den Geldautomaten um rund 40% rückläufig.

Vorausschauend sind wir frühzeitig auf den Digitalisierungszug aufgesprungen, viele unsere Kunden waren dadurch bereits perfekt ausgestattet und konnten so berührungslos bezahlen.

Arbeitgeber und Ausbilder

Im persönlichen Kontakt sind unsere 630 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unsere wichtigste Verbindung zum Kunden. Mit 42 Auszubildenden sind wir einer der größten Ausbilder in der Region.

Aus unseren Beschäftigungsverhältnissen resultiert eine abzuführende Lohnsteuer von 5,9 Mio. Euro. Die heimischen Kommunen dürfen sich wieder über eine entsprechende Gewerbesteuerzahlung in Höhe von 5,3 Mio. Euro freuen.

„Besonders stolz sind wir auf unsere Mitarbeiter“, so Griebl. Sie arbeiten mit großem Engagement in der „neuen Normalität“. Gesundheitsmanagement für unsere Mitarbeiter hat Vorrang. Dazu gehört neben der Versorgung mit Masken, Schnelltests, etc. vor allem mobiles Arbeiten von zuhause aus.

Eine eigens eingerichtete Taskforce hat bereits zu Beginn zügig wichtige Maßnahmen zum Schutz unserer Kunden und Mitarbeiter ergriffen. „Uns ist es enorm wichtig, dass sich unsere Kunden und Mitarbeiter sicher und wohl bei uns fühlen“, so der Kreisverbandsvorsitzende Dir. Albert Griebl.

Ausblick

Das laufende Geschäftsjahr bleibt von Unwägbarkeiten hinsichtlich der Coronakrise geprägt. Je länger die Pandemie anhält, desto stärker werden sich die Nebenwirkungen des Einfrierens des öffentlichen Lebens zeigen. Dies wird im Anschluss das Handeln der Wirtschaft, der Menschen und damit natürlich auch der Banken prägen.

Die Coronakrise belastet die regionalen Firmen schwer. Herausfordernd wird es 2021 für die konsumnahen Branchen Touristik und Gastronomie. Die viel zitierte Pleitewelle sehen wir jedoch nicht kommen. Außerdem sind unsere Firmenkunden in der Regel inhabergeführte Unternehmen und insgesamt resilienter.

Die Lockdown-Lockerungen waren ein überfälliges Signal an die Wirtschaft und die Menschen. Das Fazit von Albert Griebl fällt positiv aus: „Wir sind ein starker Partner und wir bleiben zuversichtlich“.